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Pilotprojekt für gerechte Straßenraum-Planung

Wirtschaft und Senatsverwaltung entwickeln Empfehlungen für Umbau am Beispiel Grunewaldstraße

Berlin, 20.03.2023 – Das Berliner Mobilitätsgesetz schreibt vor, dass bis 2030 alle Hauptverkehrsstraßen mit breiten Radstreifen ausgestattet werden. Dies betrifft unter anderem die Grunewaldstraße / Berliner Straße in Schöneberg und Wilmersdorf. Solche Prozesse zur Neuaufteilung des Straßenraums unterstreichen die bestehende hohe Flächen- und Nutzungskonkurrenz in Berliner Straßen. Sie bieten aber auch die Chance, entsprechende Flächen für das Liefern und Laden direkt mitzudenken. Aus diesem Grund hat die Industrie- und Handelskammer zu Berlin (IHK) in Kooperation mit der Senatsverwaltung für Umwelt, Mobilität, Verbraucher- und Klimaschutz, dem Bundesverband Paket und Expresslogistik e.V. sowie der Fuhrgewerbe-Innung den Straßenzug untersucht, die dort ansässigen Gewerbetreibenden befragt und daraus Empfehlungen für die Einrichtung von Lieferzonen abgeleitet. Die Ergebnisse sollen jetzt in den weiteren Planungsprozess eingebracht werden. Ziel ist es, die Methodik des Pilotprojektes bei den Umbauplanungen von weiteren Straßen anzuwenden.

Robert Rückel, Vizepräsident IHK Berlin: „Damit die Mobilitätswende gelingt, müssen Lieferzonen von Anfang an mitgedacht, umgesetzt und vor Fremdnutzung geschützt werden. Es ist erforderlich, bei allen Straßenumbauten die spezifischen Lieferbedarfe frühzeitig zu ermitteln und einzuplanen, damit Berliner Geschäftsstraßen auch künftig Geschäftsstraßen bleiben können.“

Dr. Meike Niedbal, Staatssekretärin für Mobilität: „Angemessene Flächen zum Liefern und Laden sind eine unverzichtbare Voraussetzung, damit der Wirtschaftsverkehr auf der Straße funktioniert. Die Studie zeigt am konkreten Beispiel den Bedarf aus Sicht der Unternehmen – und verdeutlich so zugleich die Herausforderung, diesen Bedarf mit den vielfältigen Ansprüchen an den Straßenraum in Einklang zu bringen. Hier sind Lösungen und Kompromisse zu entwickeln, lokal und für ganz Berlin. Die Studie liefert dafür einen wichtigen Input.“

Marten Bosselmann, Vorsitzender des Bundesverbandes Paket und Expresslogistik e. V. (BIEK): „In der Stadt der Zukunft muss die Versorgung der Geschäfte, Unternehmen und Einwohnerinnen und Einwohner auch unter sich verändernden Rahmenbedingungen funktionieren. Paketdienste haben einen essenziellen Anteil daran. Damit die reibungslose Belieferung gelingt, müssen ihre Bedarfe im Straßenraum mitgedacht werden.“

Gerd Bretschneider, Geschäftsführer der Fuhrgewerbe Innung e. V.: „Das Pilotprojekt verdeutlicht die von uns immer wieder hervorgehobene Notwendigkeit, Anlieger und Logistiker bei der Bedarfsermittlung einzubeziehen und gemeinsam nach der sinnvollsten Lösung zu suchen.“

Abgefragt wurden die Anforderungen der Unternehmen an Lade- und Lieferdauer, Häufigkeit, Umfang, Fahrzeugart, Tageszeit und Ausweichmöglichkeiten. Demnach erfolgen Warenlieferungen hauptsächlich mit Pkws, Kleintransportern oder leichten Lkws. Als optimale Lieferzeit nennen die Unternehmen überwiegend den Vormittag. Dem Einsatz von Lastenrädern stehen die Befragten grundsätzlich positiv gegenüber, halten einen vollständigen Wechsel zur Belieferung mit dem Rad aber für nicht umsetzbar. Wesentlich ist, dass Lieferflächen konsequent vor Fremdnutzung geschützt werden.

Die Empfehlungen für Lieferzonen erfolgten ausschließlich aus dem Blickwinkel der gewerblichen Bedarfe. Sie sollen den für den Umbau zuständigen Bezirken als Baustein für die bezirkliche Detailplanung dienen.

Sie finden die Gesamtanalyse unter www.ihk.de/berlin/lieferzone.